Die 4-Tage-Woche als Modell der Zukunft
von Anna Eisner-Kollmann, 10.11.2022
In vielen Ländern bereits umgesetzt und gelebt, von einigen Unternehmen gefürchtet und von Arbeitnehmenden herbeigesehnt: die Vier-Tage-Woche. Sie bietet zahlreiche Vorteile, einer davon ist die perfekte Balance von Arbeitszeit und Freizeit. Holen Sie sich hier Anregungen - vielleicht kann Ihr Wochenende auch schon donnerstags beginnen.
Eine kurze Geschichte der Arbeitszeit
40 Stunden pro Woche arbeiten? Das war nicht immer so. Tendenziell arbeiteten die Menschen um die Jahrhundertwende weit über 40 Stunden. Erst seit 1975 gilt Österreich die 40-Stunden-Woche als Normalarbeitszeit. In manchen Branchen gibt es seit Mitte der 1980er auch die 38,5 Wochenstunden. In Deutschland regeln die Bundesländer ihre Arbeitszeiten selbst, diese pendeln sich jedoch auch um die 40 Stunden pro Woche ein.
4 Tage arbeiten, aber wie viele Stunden?
Eine Vier-Tage-Woche liegt vor, wenn die gesamte Wochenarbeitszeit regelmäßig auf vier Tage verteilt wird. Die eigentliche Idee dahinter: Kürzere Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn. Die definierte Arbeitszeit in Vollzeit beträgt dann oft 32 oder 35 Stunden. Manche Unternehmen lösen das Konzept mit gleicher Arbeitszeit, bei gleichbleibendem Lohn. Das bedeutet, dass die Vollzeitarbeitsstunden nicht reduziert werden und zehn Stunden pro Tag gearbeitet werden muss.
Gute Gründe und viele Vorteile
Die Vier-Tage-Woche ist ein fester Bestandteil der neuen Arbeitsform New Work. Es wird bewusst auf eine Stundenreduktion gesetzt. Das hat einige gute Gründe und bringt nicht nur für Arbeitnehmende, sondern auch für die Unternehmensführung Vorteile mit sich.
Die Vier-Tage-Woche ist gut für:
- die Work-Life-Balance. Wenn nur mehr vier Tage in der Woche gearbeitet wird, bedeutet das mehr Freizeit. Beispielsweise können Erledigungen oder Hausarbeiten, die zuvor am Wochenende erledigt werden mussten, nun bereits am Freitag getätigt werden. Das Wochenende und somit die Zeit zum Regenerieren wird automatisch länger. Befragte des Projekts in Großbritannien gab an, jetzt mehr Zeit für soziale Kontakte und Hobbys zu haben.
- die Gesundheit. Laut dem Arbeitszeitreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin leiden Menschen, mit langen Arbeitswochen, öfter unter gesundheitlichen Problemen. Die Auswirkungen sind mangelnde Schlafqualität, Erschöpfung und oftmals auch Rückenschmerzen. Bei langfristiger Überarbeitung können Mitarbeitende ins Burnout schlittern. Lange Krankenstände sind oftmals die Folge.
- das Klima. Die Vier-Tage-Woche ist auch gut für die Umwelt. Die Mehrzahl der pendelnden Menschen in Österreich sind mit dem Auto unterwegs. Durch eine verkürzte Arbeitswoche könnten zumindest die anfallenden Autokilometer und der Energieverbrauch bei der Arbeit gesenkt werden. In Großbritannien hat sich eine Studie damit beschäftigt und kam zum Entschluss, dass die Umstellung auf eine Vier-Tage-Arbeitswoche ohne Lohneinbußen den ökologischen Fußabdruck des Vereinigten Königreichs um 127 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2025 verringern könnte. Wird die Reduktion der Arbeitszeit so zu einem wichtigen Instrument im Kampf gegen den Klimawandel?
- die Produktivität. Bei einer weltweit durchgeführten Umfrage ging hervor, dass mehr als die Hälfte der 10.000 Teilnehmenden ihre Arbeitszeit damit verbringt, ihre Arbeit zu managen. Das beutet, dass sie in unnötigen Meetings sitzen, wiederholende Gespräche über Arbeitsvorgänge führen und häufig ihre Tätigkeiten wechseln. Bei einer Vier-Tage-Woche kann produktiver gearbeitet werden: Steht weniger Zeit zur Verfügung, wird diese effektiver genutzt. Besprechungen werden kürzer gehalten oder ganz ausgelassen. Leerläufe fallen weg und der Fokus bleibt länger bestehen.
Wenn das mal nicht gute Gründe sind, um die Vier-Tage-Woche auch fürs eigene Unternehmen in Betracht zu ziehen. Zudem ist eine verkürzte Arbeitswoche auch für potenzielle Mitarbeitende attraktiv. Das ist ein Trend, den auch der österreichische Arbeitsklima-Index im Juni 2022 abbildete. Waren es in den letzten Jahrzehnten nur zwischen fünf und acht Prozent der Beschäftigten, die lieber in Teilzeit gearbeitet hätten, sind es nun 20 Prozent. Besonders jüngere Menschen suchen gezielt nach Arbeitsstellen, die eine Stundenreduktion und einen freien Tag in der Woche bieten.
Best-Practice-Beispiele
In welchen Ländern gibt es die Vier-Tage-Woche? Vielerorts wird das Modell schon gelebt. 2015 wurde sie erfolgreich in Island getestet. Dort haben vier Jahre lang rund 2.500 Beschäftigte aus über 100 Unternehmen statt 40 im Schnitt nur 35 oder 36 Stunden gearbeitet. Die positiven Auswirkungen waren so überzeugend, dass die Gewerkschaften eine generelle Stundenreduktion für über 80 Prozent der arbeitenden Menschen in Island durchsetzen konnte.
Ein zweiter Feldversuch im großen Stil wird aktuell in Großbritannien durchgeführt. Beim bis dato weltweit größten Versuch der Vier-Tage-Woche nehmen 70 Unternehmen und Organisationen teil. Über 3.300 Mitarbeitende bekommen dort seit Juni 2022 den vollen Lohn bei 80 Prozent der üblichen Arbeitszeit. Es gilt das 100:800:100-Modell: Mitarbeitende erhalten 100 Prozent des Lohns für 80 Prozent der Zeit. Im Gegenzug sollen sie 100 Prozent der Produktivität aufrechterhalten. Das Projekt in Großbritannien wird umfassend wissenschaftlich begleitet: Forschende der Universitäten Cambridge, Oxford und Boston College studieren die Auswirkungen der verkürzten Arbeitszeit auf Mitarbeitende. Noch bis November läuft der Versuch, aber bereits jetzt wollen über 86 Prozent der Unternehmen das Modell dauerhaft zu übernehmen.
Auch im DACH-Raum gibt es zahlreiche Unternehmen, die das Konzept schon erfolgreich umgesetzt haben. In Österreich beispielsweise Whatchado, in Deutschland die knowhere GmbH und das Büro a+oin in der Schweiz.
Die Organisation 4 Day Week Global unterstützen weltweit bei der Umsetzung der Vier-Tage-Woche. Beispielsweise können sich Führungskräfte bei einem sechsmonatigen Pilotprogramm anmelden. Dort gibt es Zugang zu Fachkenntnissen, Werkzeugen und Ressourcen, die sie für einen reibungslosen und erfolgreichen Ablauf der Vier-Tage-Woche benötigen könnten.
Umsetzung mit TimeTac
Bei der Einführung des Arbeitszeitmodells kann ein passendes Zeiterfassungssystem große Hilfe sein. Es besteht die Möglichkeit, Arbeitstage flexibel und für Mitarbeitende auch unterschiedlich festzulegen. Das Management hat so immer alle Arbeitszeiten und Anwesenheiten im Überblick. Zudem kann mithilfe der Projektzeiterfassung die Produktivität besser gemessen werden, damit es zu keinen Einbußen bei der Effizienz kommt. Last but not least: Eine elektronische Zeiterfassung bringt wiederum Zeitersparnis mit sich und die kann man gut brauchen, wenn am Donnerstag schon das Wochenende beginnen soll.
Vier-Tage-Woche gekonnt umsetzen
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